Wurfsackseile – ein must-have für jeden Paddler

Die Anfänge der Wurfsäcke und ihrer Seile gehen auf die `70 Jahre zurück. Diese wurden nur zur Personenrettung im Direktwurf oder auch als „Wäscheleine“ eingesetzt.

Diese Seile waren hohl, schwerer, schwammen extrem gut, waren sehr klobig, Hitze empfindlich, hatten eine geringere Bruchlast und kosteten um die 49,- DM.
Heute werden die Seile in der Personenrettung, beim Vektor und Flaschenzug, Ab und Aufseilen von Material und Personen und als „Wäscheleine“ eingesetzt. Die neueren Seile sind meist ein Doppelgeflecht, leichter, schwimmen schlechter, sind vom Packmaß klein, abriebfest, hitzebeständig , werden mit höheren Bruchlastwerten ausgeliefert und kosten um die 49,- €.

„Es geschieht nur noch selten, doch im Einzelfall reißen Wurfsackseile bei Bootsbergung ab oder werden bei Abseilaktionen beschädigt. Häufiger verfangen sich die Seile bei der Personenrettung zwischen den Steinen im Wasser.“

Die Seile die aktuell in den Wurfsäcken beinhaltet sind, werden von der jüngeren Paddelgemeinschaft als gleichwertig mit Canyoning oder Kletterseilen behandelt und eingesetzt!

Aufgrund dessen haben uns die gängigsten Seile aus den Wurfsäcken genauer angesehen, geprüft und miteinander verglichen
Mit dieser Ausarbeitung bringen wir ein wenig Licht in das Trübe und geben der Paddelgemeinschaft einen Überblick , wo denn die Schwächen und Stärken der aktuellen Seile liegen.

Bei den Seilen, die in den Wurfsäcken eingesetzt werden, handelt es sich um Produkte aus Fremdproduktionen für die Wurfsackhersteller. Das bedeutet, diese werden von Firmen wie Grabner bis Zölzer zugekauft. Durch Preisdruck, Gewinnmarge und Lieferengpässen werden Seilproduzenten und somit die Produktionsstandorte im Hintergrund für uns nicht ersichtlich gewechselt. Das führt dazu, dass wir nur eine Momentaufnahme abbilden können. Wechselt ein Wurfsackhersteller seine Bezugsquelle oder wechselt diese den Hersteller oder die Zusammensetzung des eingesetzten Granulates für das Garn, können sich die Eigenschaften der Seile signifikant verändern.

Auf Nachfrage konnten und wollten uns viele Firmen nicht mitteilen, woher ihre eingesetzten Seile stammen oder ob Ihre Hersteller zertifiziert sind. So lange nicht alle Hersteller Stichproben ziehen und selbst anfangen zu testen, stellt dies für uns einen verbesserungswürdigen Zustand und eine Vernachlässigung unserer Sicherheit dar so fern wir die Seile nicht nur zur Personenrettung einsetzen.

 

Es gibt bei den untersuchten Wurfsack-Seilen drei Varianten:

Einfachgeflecht

Das Einfachgeflecht besteht von der Struktur her nur aus einem gewobenen Schlauch.

Doppelgeflecht

Das Doppelgeflecht beim Wurfsack-Seil besteht aus zwei Schläuchen die aus unterschiedlichem Material übereinander gewoben werden.

Kernmantelseil

Das Kernmantelseil besteht aus einem Kern, der aus einer Mehrzahl von Seelen besteht. Über dem Kern wird zu dessen Schutz ein Mantel in Schlauchform gewoben.

Wofür werden Wurfsackseile eingesetzt?

Die Wurfsäcke und ihre Formen und Farben haben uns bei unseren Tests nicht vorrangig beschäftigt. Sie werden aber in einer gesonderten Betrachtung noch einmal Thema sein. „Was steht zum Seil auf dem Wurfsack drauf und was steckt im Seil drin bzw. wofür sind die Seile geeignet und zugelassen.“

Bei unseren Tests haben wir bemerkt, dass die Herstellerangaben auf deren Homepage und den Wurfsäcken leider nicht immer mit einer Kontrollmessungen übereinstimmten. „Die Bruchlast der Seile wurde mit einer Kranwaage ermittelt. Die gemessene Last (Masse) in kg entspricht dann der Bruchlast in daN. Ein kg Last im Seil entspricht somit einer Zugkraft von 1daN. (genau 0,981 daN).“

Vor unseren Tests haben wir uns mit den Einsatzgebieten der Seile beim Wildwasserpaddeln beschäftigt. Dabei ist erst einmal die klassische Personenrettung zu sehen. Diese ist der häufigste Einsatzzweck der Wurfsäcke bzw. ihrer Seile.

Das Seil wird dabei einer Person, die mit der Strömung schwimmt vom Ufer oder vom Boot aus zugeworfen.

Hierzu ist es wichtig, dass das Seil gut aus dem Wurfsack herausgleitet, dieses gut und zielgenau fliegt, das Seil gut sichtbar ist, gut schwimmt, griffig in der Hand liegt und danach wieder schnell und einfach im Wurfsack zu verstauen ist. Die Personenrettung stellt aus unsere Erfahrung ca. 85 % der Einsätze des Seiles beim Wildwasserpaddeln dar.

Als zweites Einsatzgebiet wurde der Einsatz des Seiles mit Vektor- und Flaschenzug zur Personenbergung betrachtet. Hierbei ist es wichtig, dass ein Seil eine erhöht Zugkraft mit Knoten aufnehmen kann und es sich dabei möglichst wenig ausdehnt.

Als Variante dieses Einsatzes sehen wir dabei die Bootsbergung. Hier muss man klar im Vorfeld dazu erwähnen, dafür sind bei höherer Last unsere Wurfsackseile nicht zugelassen und nur bedingt geeignet. Beim Anheben von Lasten sollte man somit zwischen Personen und Bootsbergung unterscheiden. Wenn die anzuhebende Last, größer als eine Person (max. 150 kg) sein sollte, sollte darauf geachtet werden, dass man dann zwei sich addierende Flaschenzüge einsetzt, sonst kann es schnell zu einer Überlastung und Kollaps des Systems kommen. #Siehe Ausblick Flaschenzüge Diese Einsatzvariante ist beim Wildwasserpaddeln extrem selten und stell maximal 5% aller Einsätze eines Seils in der Praxis dar.

 

Jeder Leser sollte für sich klären, wozu er sein Seil nutzt und zukünftig nutzen möchte.

Wir geben hier unsere eigenen Erfahrungen und unsere Rückschlüsse aus den Messungen als Empfehlung dazu.

Es sollte aus unserer Sicht auf ein Seil mit einer entsprechenden Freigabe vom Hersteller für den jeweiligen Einsatzzweck oder auf eines mit einer DIN EN Kennung, vor allem im Schulungsbereich, zurückgegriffen werden. Da dies aktuell nur für sehr wenige Seile vorliegt, können unsere Messungen lediglich einen Anhalt zur Entscheidungsfindung beim nächsten Wurfsackkauf sein.