Wie gefährlich ist paddeln?

Das Ressort „Sicherheit und Material“ des Deutschen Kanuverbandes sammelt und veröffentlicht jedes Jahr aktuelle Daten zu Unfällen im Kanusport. Da es keine behördliche Erfassung dieser Unfälle gibt, ist Stefan Bühler (Ressortleiter Sicherheit und Material) auf Informationen aus den Medien und auf Meldungen angewiesen, die Paddler beim DKV direkt einreichen.

Freundlicherweise wurde uns der Jahresbericht von der Redaktion „Kanu-Sport“, dem Magazin des DKV, zur Verfügung gestellt. Das Magazin selbst kannst du hier online bestellen.

DKV Unfallbericht 2023

Bereits das Jahr 2022 mit seinen 16 Todesfällen musste als auffällig eingestuft werden. Leider hat das Jahr 2023 diesen Rekord mit insgesamt 26 Todesfällen gebrochen!

Insgesamt wurden 62 Meldungen ausgewertet. Aufgrund der großen Anzahl können im Artikel nicht alle Unfälle dargestellt werden und wir begrenzen uns auf eine druckbare Anzahl. Die Schlussfolgerungen aus den Bagatellunfällen werden im Text behandelt.

 

Unfälle auf Wanderflüssen waren mit 28 Meldung knapp vor den 27 Unfällen auf Seen. Die Unfälle an Wehren (8) sind bereits bei den Wanderflüssen enthalten. 4 Unfälle sind auf Wildwasser passiert und 3 Meldungen betreffen Unfälle durch unzureichende Ladungssicherung.

Die Unfälle mit Todesfolge sind bei allen (Ausnahme Straßenverkehr) oben aufgeführten Bereichen gleichmäßig verteilt. Das trifft auch auf die einzelnen Bootsgattungen zu.

18 Unfälle haben sich mit Kajaks zugetragen, 17 mit SUP- Boards, 13 mit Kanadiern und 10 mit Schlauchbooten. Den Rest mit je 2 teilen sich Faltboote und nicht zuordenbare Kanus.

Von den 26 verunglückten Personen konnten zwar 5 Personen reanimiert werden, leider sind 3 Personen aber anschließen im Krankenhaus verstorben. 2 Reanimationen waren erfolgreich.

15 Personen mussten wegen Unterkühlung behandelt werden, 6 hatten sich andere Verletzungen zugezogen. Bei den 13 restlichen Meldungen waren keine Personenschäden gemeldet worden.

Exemplarisch sollen hier folgende Beispiele genauer erklärt werden:

Unfall mit einem Luftboot auf der Lahn am 04.02.2024 bei Hochwasser und 5°C Wassertemperatur. Dieser Unfall ist das Paradebeispiel für viele Unfälle:

Ungenügende Planung, ungenügende Kenntnisse und Einschätzung derselben, Unterschätzung der Witterungseinflüsse (Kälte, Wasserstand), falsche Gruppenzusammensetzung (Rettungsfähigkeit der Teilnehmer) und mangelnde Ausrüstung! Schwimmhilfen wurden nicht getragen.

Nach der Kenterung auf der Hochwasserführenden Lahn konnten sich die 2 Erwachsenen an Land retten. Der 11- jährige Junge wurde abgetrieben und erst Stunden später gerettet und reanimiert. Leider verstarb er anschließend im Krankenhaus.

Nur einen Tag später passierte der Unfall auf der Wupper mit dem Tod eines 27-Jährigen. Der Unfall ist fast vergleichbar mit dem Unfall auf der Lahn. Einzige Ausnahme waren hier getragene Schwimmwesten.

Trotz Rettung durch die Polizei und Reanimation verstarb der 27-Jährige noch vor Ort. Vermutlich hätte der fehlende Kälteschutz in Kombination mit der Schwimmweste das Rettungsfenster zugunsten der Verunglückten verschoben.

Ein weiteres Beispiel, das in diese Kategorie passt, ist der tödliche Unfall auf dem Neckar bei Heidelberg.

Die Voraussetzungen sind ähnlich wie bei den vorangegangenen Unfällen. Auch hier hätte eine Kombination aus Kälteschutz und Schwimmweste, die nicht getragen wurde, die Überlebenswahrscheinlichkeit erhöht.

Gut schwimmen können reicht bei kaltem Wasser nicht aus!

Beispiel SUP:
Alle 9 tödlichen Unfälle mit SUPs lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Sturz vom Board, untergehen und ertrinken! Schwimmwesten oder Leash waren nicht vorhanden! Nur diejenigen SUPler hatten überlebt, die auf das Board gefallen sind oder das Glück hatten sofort vom Ufer aus gerettet zu werden.

Bei diesen Unfällen war in einigen Fällen auch die Schwimmfähigkeit der Verunglückten nicht gegeben. Nichtschwimmer sollten nicht aufs Wasser, weder im Kajak, Kanadier oder auf ein Board.

Nun zu den beiden tödlichen Wildwasserunfällen mit einem 11-Jährigen auf der Ammer und einem 62-Jähringen auf der Enns (Ö). Beide Unfälle sind leider dem Bereich Restrisiko unseres Sports zuzuordnen.

Beide Unfälle haben sich nach einer Kenterung mit anschließendem Schwimmer ereignet und in beiden Fällen waren Hindernisse (Holz, Steine) unter Wasser dafür verantwortlich, dass die Verunglückten sich unter Wasser verklemmten und ertranken.

An sich haben hier alle Voraussetzungen gepasst und die beteiligten Personen waren entsprechen vorbereitet aber auch mit bester Vorbereitung kann das Restrisiko auch auf WWII zum Tode führen.

Was macht Paddeln sicher?

  • Gute vorausschauende Planung
  • Richtige Einschätzung der „Umwelt“-bedingungen (Wetter, Temperatur, Wasserstand, Charakter der Strecke, usw.)
  • Ausreichende Erfahrung und Kenntnissen und die Einschätzung derselben
  • Erfahrene Mitpaddler mit ausreichender Erfahrung und Kenntnissen
  • Die richtige Ausrüstung zur richtigen Zeit am Paddelnden oder im Boot
  • Es bleibt ein Restrisiko
    Das Restrisiko wird beim Einhalten der ersten 5 Punkten in der Liste minimiert.

Fazit

In den meisten Fällen in denen Schwimmwesten getragen wurden, konnten die Verunglückten gerettet und reanimiert werden. Leider haben nicht alle überlebt. Aber ohne Schwimmweste wäre es gar nicht zur Rettung bzw. Reanimation gekommen.

Und zum Schluss
Die Meldungen von Paddlern sind erfreulicher Weise im Vergleich zu 2022 deutlich gestiegen. Leider wird der Unfallmeldebogen nur sehr spärlich verwendet. Trotzdem sind die Meldungen der Paddler vor Ort, die mit Orts- bzw. Gewässer-Kenntnissen und Bildmaterial unterstützen, sehr hilfreich für die Auswertung der Unfälle.

Herzlichen Dank dafür!

Autor: Stefan Bühler, DKV
Titelfoto: Dion auf Unsplash

Unfall?! Bitte helft mit!

Um den Paddelsport sicherer zu machen, ist eine gute Datenlage sehr wichtig. Falls du an einem Unfall dabei warst und berichten kannst, hilfst du dem Sport, indem du eine Unfallmeldung beim DKV einreichst.