Schwimmwesten müssen viele Kriterien erfüllen, damit sie für den Einsatz im Wildwasser geeignet sind. Eine Wildwasser-Weste muss genügend Auftrieb haben, um den Paddler im Falle eines Schwimmers bestmöglich zu unterstützen, ohne seine Bewegungen einzuschränken.

Wir gehen hier auf den Aspekt des Auftriebs ein und schauen uns an, wie wir den Zustand der Weste beurteilen können und wann eine Weste ersetzt werden sollte.

Welche Anforderungen erfüllen Schwimmwesten fürs Kajakfahren?

Schwimmwesten für Paddler müssten eigentlich „Schwimmhilfen“ heissen. Denn sie sind – anders als Rettungswesten – nicht ohnmachtssicher und haben zu wenig Auftrieb, um einen Nichtschwimmer an der Oberfläche zu halten. Man geht also davon aus, dass der Paddler beim aktiven Schwimmen nur etwas unterstützt werden soll.

Da die Weste unter die Verordnung für persönliche Schutzausrüstung DIN EN ISO 12402 fällt, muss sie bestimmte Kriterien erfüllen, um auf dem europäischen Markt zugelassen zu sein. Unter anderem muss sie einen Mindestauftrieb von 50 Newton aufweisen (für Personen über 30 kg). Die Norm unterscheidet die Klassen nach Auftrieb in den Stufen: 50 N, 100 N, 150 N, 275 N und 300N. Ab einem Auftrieb von 150 N spricht man von einer „Rettungsweste“, wie sie z.B. beim Offshore-Segeln verwendet wird.

Häufig wird auf einer Weste nicht der tatsächliche Auftrieb angegeben, sondern der Standard, der (im Neuzustand) mindestens erfüllt wird. So wird eine Weste, die vielleicht 65 N Auftrieb hat, auch klassifiziert als 50 Newton, weil sie die Forderung, mindestens 50 N Auftrieb zu leisten, erfüllt. Daher lässt sich nicht sicher sagen, wie viel Auftrieb eine Weste hat. Gängige Werte für den Auftrieb bei Wildwasser-Westen sind 50 – 85 Newton (aktueller Vergleich in Online-Shops nach Hersteller-Angaben). Für die Wahl des richtigen Auftriebs geben einige Hersteller eine Empfehlung von 8 Newton je 10 Kg Körpergewicht an, was jedoch nur für Schwimmhilfen gilt, wie wir sie im Kajak verwenden, und für andere Einsatzzwecke stark abweichen kann.

Auf dem europäischen Markt gilt für Schwimmhilfen außerdem, dass sie eine CE-Kennzeichnung brauchen: „Geprüft werden unter anderem die verwendeten Materialien (z.B. Verhalten in verschiedenen Wettersituationen, Temperaturen), das Nähgarn (Bruchfestigkeit des Einzelfadens und der Schlingen), die physikalischen Eigenschaften der Textilien (z.B. Zugkraft, Reiß- und Abriebfestigkeit) das Gurt- und das Zugband (Verdrehsteifigkeit, Zugfestigkeit), die Reißverschlüsse (z.B. Betätigungskraft, Querzugfestigkeit, Abreißfestigkeit), die Beschlagteile (Zugfestigkeit, Prüfung des versehentlichen Lösens, Schlupf) und natürlich die Schaumstoff-Auftriebskörper (z.B. Dichte, spezifischer Auftrieb, Kompression)“, so Lorenz Eberle für das kajak-Magazin. Für den US-Markt gelten sogar noch strengere Anforderungen, entsprechend der „US Coast Guard Norm; USCG Typ III“ (Quelle: ebenda).

Woher weiss ich, ob meine Weste noch den geforderten Standards entspricht und genügend Auftrieb hat?

Schwimmwesten verschleissen aufgrund der UV-Strahlung, durch mechanische Beanspruchung und aufgrund der Alterung des Schaums (lassen wir mal unsachgemässe Pflege ausser acht). Insbesondere der Schaum verliert der mit der Zeit an Auftrieb. Deshalb sollte eine Weste nach ein paar Jahren ausgetauscht werden. Aber wie entscheide ich, wann es so weit ist?

  • Natürlich sollten alle Gurte, Schnallen und Nähte optisch in tadellosem Zustand sein.
  • Darüber hinaus lässt sich der Auftrieb nach der unten beschriebenen Methode messen. So kann man herausfinden, wie viel die Weste noch „leistet“:

Auftrieb messen

Palm Schwimmweste Auftrieb messen

Quelle der Grafik: screenshot aus How to test your PFDs buoyancy siehe unten

So misst du den (tatsächlichen) Auftrieb deiner Weste

  1. Dazu benötigt man Zugang zu Wasser, das tief genug ist, um Weste samt Gewicht darin zu versenken, dazu braucht man eine Federwaage, ein kurzes Seil, ein (idealerweise) 10-kg-Gewicht und die zu testende Weste.
  2. Das Gewicht wird am Seil an die Federwaage gehängt und ins Wasser getaucht. Das gemessene Ergebnis sollte man aufschreiben.
  3. Jetzt wird die Weste am Gewicht befestigt und beides wieder ins Wasser getaucht.
  4. Auch dieses Ergebnis wird aufgeschrieben und dann einfach voneinander subtrahiert.
    Multipliziert man das Ergebnis mal 9,8, so erhält man den jeweiligen Auftriebswert in N (Newton).

Austauschen sollte man seine Weste spätestens, wenn sie unter die 50-Newton-Marke rutscht, oder wenn sie sichtbare, strukturelle Beschädigungen aufweist.

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Mehr Informationen

Wir weisen darauf hin, dass wir in diesem Artikel ausschließlich auf den Auftrieb einer Schwimmweste für den Kajaksport eingehen. Damit eine Schwimmweste für das Wildwasser geeignet ist, muss sie noch verschiedene andere Kriterien erfüllen. Dazu gehört unter anderem, dass sie auch einen ausreichenden Prallschutz für den Träger gewährleistet, dass sie einen Bergegurt mit Notauslösung hat, ausreichend Taschen für Sicherheitsmaterial und einen guten Sitz.

Für den Gebrauch von Schwimmwesten hat der Deutsche Kanu Verband ein Positionspapier herausgegeben (siehe unten) und insbesondere beim Schulsport gilt, je nach Bundesland, eine Tragepflicht für Schwimmwesten.

Positionspapier vom DKV zum Thema Schwimmwesten

Mehr erfahren auf kanu.de

Bonus-Tipp für Kanu-Vereine

Oft landen die ausrangierten privaten Westen als Spende im Fundus des Vereins, und ermöglichen Neueinsteigern ohne eigene Ausrüstung das Reinschnuppern ins Paddelvergnügen. Hersteller geben nur an, dass eine Weste „nach einigen Jahren“ ausgetauscht werden soll, aber das ist als Entscheidungskriterium etwas ungenau.

Deshalb empfehlen wir Vereinen eine Inventarliste anzulegen, auf der u.a. die Westen mit einer eindeutigen Nummer versehen werden können. So sollte mit der oben beschriebenen Methode jede Weste einmal im Jahr gemessen werden, und der Auftrieb (von mindestens 50 Newton!) in die Inventarliste eingetragen werden.

Wenn dann noch die Gurte unversehrt und ausreichend reissfest sind und die Weste seitlich über eine Polsterung verfügt, spricht aus unserer Sicht nichts dagegen, die Weste weiterhin an Paddler auszugeben.

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