Gefährlich oder clever? Die Tasche zwischen den Beinen
Am Bach sieht man immer wieder, wie Kajaker ihre Ausrüstungs-Tasche zwischen die Beine ins Cockpit nehmen. Speziell in den USA scheint es ganz normal geworden zu sein, seine Watershed Ocoee mit der Kameraausrüstung dort zu verstauen.
Bei einem Notausstieg bzw. einem Schwimmer muss man diese dann zuerst raus kriegen, bevor man selbst aussteigen kann. Was den Zugriff auf die Tasche, bzw. die Kamera / die Drohne angeht, ist das natürlich praktisch und bei einem Halfslice-Boot hat sie vielleicht gar keinen Platz hinter dem Sitz.
Sicherheitsrisiko Ausrüstung im Cockpit?
Wir fragen uns aber, wie hoch das Sicherheitsrisiko ist, wenn sich die Tasche beim Aussteigen verklemmt. Und welche Rolle spielt es, sich im Falle eines Falles noch um ein Ausrüstungsteil zusätzlich kümmern zu müssen?
- Selbst eine Wasserflasche, die auf der Säule/am vorderen Keil befestigt ist, kann ein Abstützen mit dem Fuss erschweren, wenn es zu einem Steckunfall kommt.
- Die Tasche sollte nicht gesichert werden, wegen der Gefahr des Verhängens. Bei der Materialbergung gibt es so für die Retter noch mehr zu tun… oder man schreibt das Material ab.
- Muss man einen Notausstieg machen, hat man in der Regel schon eine zeitlang mit der Rolle gekämpft und die Luft und die Zeit ist knapp. Wenn es jetzt zusätzlich Zeit braucht, oder sich etwas auch nur leicht verhakt, wird’s prekär.
Bisher ist uns noch kein Unfall in diesem Zusammenhang bekannt, aber wir fragen uns, wie sicherheitsrelevant diese Art des Verstauens ist und welche Erfahrungen ihr gemacht habt?
Wir haben uns in unserer Community und bei den Beratern umgehört und unterschiedliche Stimmen dazu gesammelt. Und wir werden das Thema weiterhin auf dem Schirm behalten.
Pro
- „Ja ich hab das Watershed zwischen den Beinen, mit einem Karabiner besfestigt (gleicher Befestigungspunkt wie mein Wurfsack) … habe beim Schwimmer bisher noch keim Problem gehabt beim Aussteigen“ B.
- „Bei Multidays hat man fast keine Alternative, da wenn du hinten noch Zeugs drin hast wie Schlafsack etc. du ja irgendwo noch Kamera etc. unterbringen musst. JE weiter die Sachen vom Körperschwerpunkt weg im Boot verstaut sind, verhält sich das Boot richtig komisch. Ich hatte das mal, ich habe ne Isomatte vor meine Prallplatte gestopft. Richtig blöde Idee, das Boot war so anders zu fahren, richtig bescheuert. Dass ich sehr stark mit dem Gedanken gespielt habe, alles vorne in zwischen die Beine zu stopfen und wenn ne schwere Stelle kommt, den Sack ans Ufer zu legen und von unten wieder zu holen. Bei Tagesausfahrten hat man ja aber eh nicht so viel dabei. Da würde ich es nicht zwischen die Beine legen. Da ist ja meistens auch der Wurfsack.“ J.
- „Man sollte bei der Tasche auf jeden Fall lose Schlaufen vermeiden. Also so packen dass man nirgends einfädeln kann. Dann seh ich es als unproblematisch, weil man kommt immer leichter raus als man rein kommt. Kommt man ins Boot wenn die Tasche davor schon drin ist, dann passts, sofern man die Gefahr von losen Schnüren/Schlaufen vermeidet“ A.
Contra
- „Bei mir kommt die Kamera nur zwischen die Beine, wenn es anders nicht geht.“ O.
- „Ich denke es kann den Notausstieg deutlich schwieriger machen und stellt damit ein Risiko dar.
Aber manchmal entscheidet man sich dafür. Zum Beispiel weil man das Risiko gering ansieht den Notausstieg zwischen zwei Stellen zu benutzen. Oder weil es bei Multidays kaum einen anderen Platz für die Kameratasche gibt. Ich würde nicht sagen man sollte es nie machen, aber man sollte sich der Gefahr bewusst sein.“ M. - „Bin eher groß und schwer – Luke in Super-Big ist ganz ok, aber mich behindert schon die Aussteifung am Cockpitboden genug (mit Flaschen/Wurfsack/Schwamm-Fach). Daher kommt bei mir eher keine zusätzliche Tasche o.ä. zwischen die Beine…“ H.
- „Bei mir kommt die Kamera zeitweise zwischen die Beine stimme O. zu. Nur wenn nötig und nicht anders machbar. Sollte in jedem Fall geübt werden. Aussteigen ist natürlich schwieriger und die Tasche zwischen den Beinen in meinen Augen ein klar erkennbarer Risikofaktor, eher was für „Pros“ und auch dann nur sehr konservativ.“ C.
- „Sehe es wie M., wenn man es vermeiden kann, dann sollte man nichts zwischen den Beinen haben, da so der Notaussstieg leichter und schneller gelingt.“ M.
- „Zusätzlich sollte man sich im Vorraus Gedanken machen, was für eine Tasche es ist und z.B. lose Bänder etc beachten, an denen man sich verheddern kann. Denke nicht jede Tasche ist dafür geeignet.“ A.
- „Bin ebenfalls eher abgeneigt eine Tasche/Hardcase zwischen den Beinen zu haben…“ B.
- „Ich denke alles was zwischen den Füßen / Beinen ist, kann potentiell zu einem Problem werden. Dazu gehören Keile, Bälle, Trinkflaschen und auch Wurfsäcke.“ S.
- „Da ich aber recht viel beim Boot fahren filme, habe ich schon Erfahrungen diesbezüglich sammeln können. Sobald die Tasche zwischen den Beinen größer ist als ein Wurfsack, stört sie mich. Da lasse ich lieber ein wenig Luft aus den Auftriebskörpern und packe die Tasche wenn möglich hinter den Sitz.“ M.
- „Wer eine Tasche zwischen den Beinen hat, ist sich bewusst, dass er damit ein erhöhtes Risiko hat.“ J.
- „Habe die Tasche ab und zu im Cockpit, wenn keine große Gefahrenstelle befahren wird. Im Zweifel schwimmt sie halt weg aber ich gehe nicht von Verklemmen aus…“ M.
Eindeutig oder nicht? Wenn so viel dagegen spricht, warum ist es dann so populär?
Unser vorläufiges Fazit: Wir sollten Nutzen und Risiko gut abwägen.
Wie ist deine Haltung dazu? Oder weisst du vielleicht sogar von einem Unfall?
Schreib es uns in den Kommentaren!
Titelfoto: Youtube screenshot
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